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Nachbericht zu unserer Veranstaltung vom 10.03.2022 | Nachhaltigkeit und EU-Taxonomie Verordnung

Nachbericht zu unserer Veranstaltung vom 10.03.2022 | Nachhaltigkeit und EU-Taxonomie: Kohlenstoffkreislauf als Managementaufgabe – neue Dimensionen der nachhaltigen (Wirtschafts-)Betrachtung

Der Österreichische Carbon Cycle Circle – Team für nachhaltigen Kohlenstoffkreislauf (ÖCC2) hat am 10.03.2022 in Kooperation mit dem Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV), dem Verein Österreichischer Kunststoffverarbeiter (VÖK), dem Kunststoffcluster sowie der BioBASE GmbH äußerst erfolgreich die erste hybride Veranstaltung durchgeführt. Hybrid bedeutet, dass die Präsenzveranstaltung im Palais Eschenbach parallel dazu auch online übertragen wurde.

Die Veranstaltung widmete sich dem sehr aktuellen, aber dennoch weitestgehend noch unbeachteten Thema der europäischen Taxonomie-Verordnung, die einen zentralen Baustein des Green Deals der EU darstellt und Bestandteil des „Aktionsplans zur Finanzierung von nachhaltigem Wachstum“ ist.  Erste Anforderungen aus der Taxonomie-Verordnung gelten bereits seit dem 1. Jänner 2022. Durch die darin verankerte Forderung einer erweiterten Berichterstattung sollen künftig die Transparenz nachhaltiger Aktivitäten erhöht und das sogenannte „Greenwashing“ verhindert werden. Die Taxonomie-Verordnung enthält Regeln dafür, welche Wirtschaftstätigkeiten als ökologisch nachhaltig angesehen werden können, und gibt Anweisungen, wie diese Informationen auch öffentlich zugänglich gemacht werden sollten.

In mehreren, äußerst aufschlussreichen Vorträgen erläuterten Experten aus unterschiedlichen Bereichen, wie die EU-Taxonomie funktioniert, welche konkreten Klima- und Umweltschutzziele darin enthalten sind, auf welche Wirtschaftsbereiche die Taxonomie sich dabei bezieht, welche Auswirkungen dies auf Finanzgebarungen nimmt (Banken) und wie Unternehmen konkret davon betroffen sind.

o.Univ.-Prof. DI Dr.mont. Reinhold W. Lang, Ordinarius an der Johannes Kepler Universität (JKU) in Linz, eröffnete mit seiner Key-Note die Veranstaltung. Sein Vortragstitel lautete „Klima- und Kreislaufwirtschaftspolitik als zentrale politische Handlungsfelder. Zirkuläres Kohlenstoff-Management und die Schlüsselrolle der Kunststoffindustrie“. Professor Lang legte dabei dar, dass die Klimakrise und Kreislaufwirtschaft als verschränkte Themen und Politikfelder verstanden werden müssen  Ein neues, industriell-zirkulares Carbon-Management könnte Österreich und Europa zu einem weltweiten Vorreiter machen und damit auch künftig als führenden Industriestandort für hochwertige, ressourcenschonende und CO2-emissionsarme Produktion etablieren. Der Kunststoffindustrie kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Kunststoffabfälle in allen Erscheinungsformen (insbesondere Plastic Litter, Micro/Nano-Plastic) sind sichtbarer Ausdruck eines mittlerweile dysfunktionalen Wirtschaftssystems, das sich an überkommenen Denkansätzen und Modellvorstellungen aus einer Zeit vor bzw. zu Beginn der industriellen Revolution orientiert und das dringend einer paradigmatischen Neuorientierung & Modernisierung bedarf!

Ursula Oberhollenzer, Vizepräsidentin ÖGV (Österreichischer Gewerbeverein) mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit, ist Beraterin für Nachhaltigkeit & Kommunikation mit Fokus auf KMUs und betreut den Bereich Sales & Communication für eccos22®. In ihrem Vortrag gab sie in ihrer Funktion einen Einblick in die Geschichte sowie Kernthemen der Nachhaltigkeit und deren Bedeutung für Unternehmen.

Ing. Mag. Markus Brunnthaler, Geschäftsführer der Firma Miraplast GmbH, stellte in seinem Vortrag die derzeitige Situation aus Unternehmenssicht dar: was wird von kunststoffproduzierenden Unternehmen erwartet, was setzt Miraplast bereits um und welche Fragen sind noch offen. Für Unternehmen wird es im Rahmen der EU-Taxonomie künftig unter anderem notwendig sein, Rohstoffe zu finden, die in die Taxonomie passen und alle Produkte auf diese Rohstoffe umzustellen. Weitere Maßnahmen sind die Verbesserung des CO2-Footprints, energiesparende Produktionsanlagen, CO2-Zertifikate, ect. Letztendlich bleiben aber gerade in Bezug auf die Umsetzung und Finanzierung noch etliche Fragen offen, mit denen Markus Brunnthaler seinen Vortrag auch schloss.

DIin Marina Luggauer ist Assistant Manager Sustainability Service bei KPMG Austria und dort für die Durchführung von Prüfungs- und Beratungsprojekten im Nachhaltigkeitsbereich zuständig, wobei ihr Fokus dabei vor allem auf der EU-Taxonomie liegt. In Ihrem ausführlichen Vortrag hat sie dem Publikum vor allem die Grundlagen der Taxonomie näher gebracht, aber auch detailliert dargelegt, in Bezug auf welche Punkt die Kunststoffhersteller von der Verordnung betroffen sind.

Karin Lenhard, Erste Bank, legte zu guter Letzt die Anwendung der Taxonomie-Verordnung aus Sicht der Banken dar und schloss mit ihrem Vortrag „Die Taxonomie in der Finanzwirtschaft – die grüne Transformation in der Praxis“ die Vortragsreihe ab. Sie präsentierte den Klassifizierungsrahmen der Taxonomie, wie die Taxonomiekonformität künftig auf Ebene der Tätigkeit oder der finanzierten Vermögenswerte geprüft wird und welche Auswirkungen die Taxonomie generell auf die künftige Finanzierung bzw. die Kreditvergabe hat.

Die an den Vortrag anschließende Expertenrunde wurde von Ing. Mag. Markus Brunnthaler moderiert. In einer regen Podiumsdiskussion wurden vor allem Punkte aus dem polarisierenden Vortrag von Prof. Lang aufgegriffen und diskutiert. Aber auch die für Unternehmen relevanten Fragen in Bezug auf die Taxonomie wurden thematisiert und von den Experten beantwortet.

Mit insgesamt über 60 Teilnehmern und einer höchst positiven Resonanz im Nachgang, war auch die zweite größere Veranstaltung des ÖCC2 ein voller Erfolg.

Einen Ausblick und Details zu kommenden Veranstaltungen des Österreichischen Carbon Cycle Circle – Team für nachhaltigen Kohlenstoffkreislauf (ÖCC2) können der Homepage entnommen werden: carboncyclecircle.at/veranstaltungen/